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Aktuelles

19. Juni 2020

Moorsanierung Rote Auen

Bericht von Mario Pöstinger
Frisch verfüllter Entwässerungsgraben am 16.10.2019, © Mario Pöstinger
Wasserrückstau im verfüllten Entwässerungsgraben am 2.6.2020, © Mario Pöstinger
Rodungsfläche mit Überströmbereich im Vordergrund am 16.10.2019, © Mario Pöstinger
Rodungsfläche mit Überströmbereich (und Monitoringfläche) im Vordergrund am 2.6.2019, © Mario Pöstinger
Die Roten Auen in der Gemeinde Weitersfelden wurden in den 1960er-Jahren intensiv entwässert und bis auf einen kleinen Restbestand eines Moorwaldes mit Fichten aufgeforstet. Mit dem Ankauf des Moores durch den Naturschutzbund Oberösterreich wurde es zum Naturschutzgebiet verordnet und in Folge Wiederherstellungsmaßnahmen geplant. Die Umsetzung der hydrologischen Sanierung erfolgte in den Jahren 2004 und 2005, indem die Funktion der Entwässerungsgräben mit insgesamt 100 Grabensperren deaktiviert wurde.

Mit der Sanierung der Roten Auen betrat man zumindest in Oberösterreich Neuland bei der Restitution von Mooren. Sehr dürftig war damals noch das Wissen um die praktische Umsetzung hydrologischer Sanierungsmaßnahmen, was das Vorhaben zu einer Art Pilotprojekt werden ließ und den Erfahrungsschatz wesentlich erweitern konnte.

Dazu zählt etwa der praktische Umgang beim Verschluss von Moorentwässerungsgräben, deren Grabensohle bereits im mineralischen Untergrund zu liegen kommt, oder das Entfernen von Fichtenmonokulturen auf Moorböden. Bei den abschließenden Arbeiten im Herbst 2019 wurde auf diese Erfahrungen zurückgegriffen.
Wiederhergestellt wurde der Wasserrückhalt entlang eines großen, bis in den mineralischen Untergrund reichenden Grabens. Bei vier Sperren kam es zu einer Unterspülung, da die Sperrenwand nicht ausreichend tief in den Untergrund eingebunden werden konnte. Da ein Ersatzneubau technisch nicht realisierbar war, wurde der Graben im Bereich der Sperren großzügig mit Torf verfüllt. Dieser Torf wurde jeweils unmittelbar oberwasserseitig der undichten Sperre vom Grabenrand entnommen, im Graben eingebracht und mit dem Baggerlöffel verdichtet. Damit konnte unter Ausnutzung der geringen hydraulischen Leitfähigkeit von hochverdichtetem Torf die Strömungsgeschwindigkeit derart reduziert werden, dass ein hervorragender Wasserrückhalt gewährleistet wird. Bei den Baggerarbeiten zeigte sich auch, dass die aus Lärchenholz gefertigten Grabensperren selbst nach 15 Jahren nichts an ihrer Stabilität verloren hatten. Nach Abschluss der Maßnahmen weißt der Graben in den sanierten Bereichen nun flache Ausbuchtungen auf, die für eine Wiederbesiedelung durch Torfmoose günstige Eigenschaften aufweisen dürften. Um dies zu dokumentieren, wurden Monitoringflächen angelegt.

Bereits vor der hydrologischen Sanierung wurde in den Roten Auen damit begonnen, die Fichtenaufforstungen zu entfernen. Es zeigte sich, dass sich auf den freigestellten Flächen aufgrund der extremen Standortbedingungen keine Zielvegetation entwickeln konnte.
Anders war die Situation auf einer rd. 100 m² großen Versuchsfläche, auf der nicht nur eine Bestandsschlägerung, sondern eine technische Rodung durch Entnahme der Wurzelstöcke durchgeführt wurde. Das Aufreißen des Oberbodens dürfte das Samenpotential aktiviert und in Kombination mit der Bodenverwundung ein geeignetes Keimbett geschaffen haben.
Auf Grundlage dieser Erfahrung wurden im Bereich des letzten, im Jahr 2018 geschlägerten Fichtenbestands im Moor auf einer Fläche von rd. 3000 m² auch die Wurzelstöcke entfernt und damit Bedingungen geschaffen, die die Vegetationsentwicklung leichter möglich machen und beschleunigen sollen. Auch hier wurden zur Beobachtung Monitoringflächen ausgewiesen. Ergänzend wurde ein hangaufwärts dieser Fläche befindlicher eingestauter Graben dahingehend umgestaltet, dass in Zeiten mit höherem Wasserdargebot dieses nicht unwirksam abfließt, sondern über eine auf wenige Laufmeter abgesenkte Grabenschulter (Überströmbereich) in die Moorfläche gelangen kann.


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